Die erste Etappe der von Adam Friedrich Zürner anno 1738 beschriebenen Route nach Warschau führte den Reisenden vom Residenzschloss aus über die auf mehrere Vorgängerbauten zurückgehende älteste Brücke Dresdens hinein in die Dresdner Neustadt. Nach der Zerstörung des damaligen „Altendresden“ im Jahre 1685 veranlasste August der Starke die Neugestaltung der „Neuen Stadt bey Dresden“. Noch heute ist sie durch eine große Zahl schön sanierter barocker Gebäude um die Haupt- und Königsstraße herum geprägt.
Am Ende der Brücke passiert man das Blockhaus, die 1732 bis 1737 errichtete Neustädter Wache, eine ehemalige Kontroll- und Zollstation. In diesem Haus unterzeichneten im Verlauf des Siebenjährigen Krieges die Preußischen Truppen am 4. September 1759 ihre Kapitulation, woraufhin Dresden von den Österreichern besetzt wurde.
Gegenüber dem Blockhaus befindet sich ein Wahrzeichen Dresdens: das vergoldete, 1736 enthüllte Reiterstandbild Augusts des Starken. Dessen Blick richtet sich gen Nordosten: nach Warschau. Entlang der 1687 bis 1732 entstandenen Hauptstraße führt der Weg heute weiter über die in den 1970er Jahren neu gestaltete Fußgängerzone mit einigen restaurierten barocken Gebäuden (darunter dem Kügelgenhaus), vorbei an der Dreikönigskirche hin zum Albertplatz. Hier befand sich die Stadtgrenze mit dem 1817 geschleiften Schwarzen Tor (auch Bautzner oder Lausitzer Tor). An dieser Stelle trennen sich heute wie damals die Trassen der Nord- oder Südroute nach Warschau. Die Königsbrücker und die Bautzner Straße verkörpern die beiden historischen Ausfallstraßen.
Bereits 1706 wurde mit nördlicher Routenführung eine reitende Post von Dresden über Königsbrück – Hoyerswerda – Sorau nach Warschau eingerichtet. Deren Kurs wurde später von Zürner vermessen und beschrieben. Wir folgen ihr nun zumindest anlehnungsweise. Historisch belegt sind bis zum ersten Etappenziel in Königsbrück folgende Stationen: Königsbrücker Landstraße, Schänkhübel Klotzsche (Pferdewechsel- und Raststation), Lausa, Hermsdorf und Okrilla. Diese Orte verbindet heute die B 97, die auf der heutigen Trasse allerdings erst Anfang des 19. Jh. ausgebaut worden war. Auf dieser Straße sollte man allerdings wegen des massiven Autoverkehrs nicht mit dem Fahrrad fahren. Wer aber mit dem Auto unterwegs ist, der möge unbedingt einen Stopp am Barockschloss Hermsdorf einlegen. Es wartet u. a. mit einer gepflegten Parkanlage auf. Das Schloss wurde 1739 unter Mitwirkung von George Bähr errichtet. Zu Zeiten Augusts des Starken war Adam Friedrich von Flemming, der Bruder seines Ministers und Gesandten in Warschau, Jakob Heinrich von Flemming, Eigentümer von Schloss Hermsdorf.
Um mit dem Fahrrad nach Königsbrück zu gelangen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. U.a. kann man auf der „Sächsischen Städteroute“ bis zum unten beschriebenen Höckendorf fahren. Von dort sind es dann noch 6 km bis zum Etappenziel. Die nachfolgend beschriebene Route orientiert sich eher an der historischen Postroute und ist deutlich kürzer. Mit einer guten Karte versehen, sollte eine einfache Navigation möglich sein. Die Streckenführung erfolgt über wenig befahrene Straßen bzw. Wege.
Der erste Abschnitt führt durch die Dresdner Heide nach Langebrück. Vom Albertplatz fahren wir auf der Alaunstraße und durchqueren das Dresdner Szeneviertel, die Äußere Neustadt. Weiter geht es quer über den Alaunplatz in das tief eingeschnittene Tal der Prießnitz. Wir folgen dem Bach nun 10 km durch das Waldgebiet der Dresdner Heide. Obwohl immer noch 50 km² groß, erstreckte es sich früher bis direkt vor die Tore der Stadt. Gräber im Langebrücker Forstrevier bezeugen seine Besiedlung bis in die Bronzezeit. Kurfürst August ließ im 16. Jh. ein größtenteils noch heute erhaltenes Wegenetz mit charakteristischen, einzigartigen Wegzeichen anlegen. Die sächsischen Fürsten nutzten den Wald insbesondere auch als Jagdrevier. Neben Rot- und Schwarzwild wurden auch Wölfe und Bären erlegt, der letzte im Jahr 1612.
Nachdem wir vom Alaunplatz nach knapp 7 km die nach Klotzsche hinaufführende Straße passiert haben, wendet sich die Prießnitz nach Südosten. Wir folgen ihr noch 3 km bis zur Kannenhenkelbrücke. Dort biegen wir links ab und verlassen das Prießnitztal über den recht steil hinauf führenden Steingründchenweg und fahren 1 km bis zur Hofewiese.
Die inmitten der Heide gelegene landwirtschaftlich genutzte Fläche wurde 1547 erstmals urkundlich erwähnt. Das auf ihr gewonnene Heu nutze man zur Wildfütterung im kurfürstlichen Jagdrevier. 1724 hatte die Lichtung einen Umfang von ungefähr 4,7 km, war also deutlich größer als heute. 1804 nahm der sächsische Kabinettsminister Graf Marcolini die Hofewiese in Besitz und ließ an Stelle eines schlichten Vorgängerbaus ein größeres Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude bauen. Später beherbergte dieses ein beliebtes Ausflugslokal. Derzeit wird nach einem Investor gesucht, der das Gebäude saniert.
Den verbleibenden Kilometer nach Langebrück kann man nun entweder bequem auf der asphaltierten Straße namens „Gänsefuß“ rollen oder einen kleinen Umweg über den Langebrücker Saugarten machen, querfeldein über den rot-weiß markierten Hutungsweg.
Als Saugärten werden vier historische Wildgehege in der Dresdner Heide bezeichnet. Dort wurden bis in die 1820er Jahre hinein eingefangene Wildschweine gehalten, die dann für höfische Jagden wieder freigelassen wurden. Im „Dresdner Saugarten“, am Mittelpunkt der Dresdner Heide, ließ sich August der Starke 1710 von Pöppelmann sogar ein kleines Jagdschlösschen errichten, welches jedoch nach 1800 wieder abgerissen wurde. Der auf unserer Route liegende Langebrücker Saugarten ist der am besten erhaltene und wurde 1781/82 angelegt. Er ist von einer Steinmauer umzäunt, in die ein noch heute existierendes Steinhäuschen integriert ist, in dem früher Jagdgerätschaften gelagert wurden. Gegenüber befinden sich zwei „Damentrittsteine“. Die treppenförmig behauenen Steine dienten als Steighilfe beim Aufsitzen der Damen auf ihre Pferde.
Als nächstes fahren wir nach Langebrück hinein. Die heute zu Dresden gehörende Ortschaft wurde 1288 erstmalig urkundlich erwähnt. Aus dieser Zeit stammt auch die noch heute erhaltene Wehrkirche. Zu den historischen Gebäuden des Ortes gehört das alte Forsthaus, welches seit dem 15. Jh. Sitz eines Revierförsters und hin und wieder auch kürfürstliche Jagdunterkunft war. Ab 1845 gesellte sich zu der alten Waldhufenstruktur des Langebrücker Unterdorfes eine ausgedehnte Villensiedlung wohlhabender Dresdner hinzu. Die letzten sächsischen Könige, so z. B. Friedrich August I. im Jahre 1818 und Albert I. 1883, nahmen auf ihren Jagdausflügen häufig Quartier im Hotel zur Post, das noch heute als Gasthof existiert.
Der weitere Weg Richtung Königsbrück führt nach der Querung der Bahnlinie Dresden – Bautzen durch das Langebrücker Unterdorf, wo wir den Abzweig nach dem mindestens seit 1350 bestehenden Dorf Schönborn nehmen (4 km von Langebrück). Von hier aus geht es auf der ausgeschilderten Trasse der „Sächsischen Städteroute“ 3 km (der wir bis nach Höckendorf folgen können) auf wenig befahrenen Straßen bis in das von der Großen Röder ebenfalls tief eingeschnittene Seifersdorfer Tal. Hier laden die Marienmühle und der 1781 durch Gräfin Tina von Brühl angelegte Landschaftsgarten zum Verweilen ein.
Nachdem der Anstieg aus dem Rödertal geschafft und damit auch der höchste Punkt dieser Etappe erreicht ist, rollen wir nach Seifersdorf hinein. Für das 1335 erstmals erwähnte „Syffridisdorf“ sind bronzezeitliche Wurzeln belegt (Burgwall auf dem Burgberg, links von der aus dem Tal herausführenden Straße). Zu augusteischen Zeiten waren die Herren von Grünrod Eigentümer des Rittergutes Seifersdorf. 1747 wurde Premierminister Heinrich von Brühl von König August III. mit Rittergut und Schloss belehnt – ohne jemals selbst vor Ort gewesen zu sein. Nach seinem Tod im Jahre 1763 und der darauf folgenden Verpfändung seines Besitzes erhalten Hans Moritz von Brühl und seine Frau (Chris)Tina Rittergut und Schloss. Im Auftrag deren Sohnes Karl gestaltete es dann Karl Friedrich Schinkel zwischen 1819 bis 1823 im Stil der englischen Neogotik um. In dieser Form präsentiert es sich auch heute noch. Übrigens wurde 1775 ein gewisser Hans Moritz Hauke im Schloss geboren. Er war später in russischen Diensten und wurde geadelt. Seine Tochter Julia wird zur Gräfin von Battenberg erhoben und ist damit auch Ahnherrin der englischen Linie dieses Geschlechtes, welches seinen Namen im 1. Weltkrieg in >>Mountbatten<< umwandelte. Der UrUrUrUrgroßvater der jetzigen Prinzen William und Harry stammt also aus – Seifersdorf!
Weiter geht’s nun Richtung Norden in das 5 km entfernte Lomnitz. Wir queren dabei die Autobahn Dresden – Görlitz. Lomnitz ist noch etwas älter als Seifersdorf und wurde 1313 urkundlich erwähnt. Die jetzige Kirche wurde 1840/41 neu errichtet. Von ehemals drei Mühlen ist die Buschmühle noch funktionsfähig und kann besichtigt werden.
Von Lomnitz führt die Straße nun über 4 km durch die östlichen Ausläufer der Laußnitzer Heide nach Höckendorf, wo wir die Sächsische Städteroute wieder verlassen. Von hier aus sind bis nach Königsbrück, vorbei an alten Steinbrüchen, noch knapp 6 km zu absolvieren.
Links
www.wachau.de/seifersdorf.html
www.radwandern-oberlausitz.de/radwege/fern_staedteroute.asp