Ein Flecken namens „Veschow“, vermutlich auch eine Burg, bestand schon 1136. Über einhundert Jahre später erfolgte dann 1250 die Gründung von „Frowenstadt“. 1343 verleibte Kazimierz III. Wielki die Stadt Großpolen ein. Sie wurde direkt dem König unterstellt und trägt seit dieser Zeit das jagiellonische Doppelkreuz im Wappen.
Reformationszeit
Im 16. Jahrhundert gehörte Fraustadt zu den Hochburgen des Protestantismus in Polen. Dessen wichtigste lokale Protagonisten waren die Pastoren Valerius Herberger (1562–1627) und Samuel Friedrich Lauterbach (1662–1728) sowie der Schriftsteller und Schulleiter Christian Gryphius (1649–1706), Sohn des großen Barockdichters Andreas Gryphius. Die kulturhistorisch bedeutsamen Gräber dieser Persönlichkeiten befinden sich auf dem alten evangelischen Friedhof (Lapidarium).
1604 musste auf königliches Geheiß die Pfarrkirche an die katholische Kirche zurückgegeben werden. Pastor Valerius Herberger erbaute daraufhin als neue Kirche das „Kripplein Christi“ (siehe Foto links). 1633 bestand Fraustadt aus der Altstadt, der Neustadt und zwei Kämmereidörfern, Przyczyna Dolna und Przyczyna Górna (Nieder- und Oberpritschen). In dieser Zeit (1654) hat der Münzpächter Andreas Tymf(f) erstmals eine Münze gleichen Namens geprägt, die später Friedrich II. in minderer Qualität wieder aufleben ließ und als taktisches Element in seiner gegen Sachsen-Polen gerichteten Finanzstrategie eingesetzt wurde.
Großer Nordischer Krieg
Im Großen Nordischen Krieg (1700 – 1721) waren Fraustadt und Umgebung mehrmals Schauplatz von Kämpfen und Plünderungen. Am 9. November 1704 fand unweit Wschowas bei Tylowice (Tillendorf) ein Gefecht zwischen einer Einheit von 1.500 mit Sachsen verbündeten Russen und einer schwedischen Abteilung statt, bei welchem fast alle Russen getötet wurden. Die Schweden hatten zwei Tage zuvor auch bereits die Schlacht bei Punitz (Poniec, zwischen Leszno und Gostyń gelegen) zu ihren Gunsten entscheiden können.
Die bedeutsamste militärische Auseinandersetzung war die Schlacht bei Fraustadt am 13. Februar 1706, die einen Höhepunkt in den mörderischen Treffen zwischen sächsisch-polnischen und schwedischen Truppen darstellte. Ziel der Schweden war es, die Vereinigung zweier sächsischer Heeresteile zu verhindern, der in Ostpolen stehenden Hauptstreitmacht August II. und weiterer 20.000 Mann unter General von der Schulenburg. Dessen Truppe bestand zum Großteil aus in den Kriegsdienst gepressten und schlecht ausgebildeten Soldaten bzw. Kriegsgefangenen sowie russischen Hilfstruppen. Obwohl mit nur 13.000 Mann zahlenmäßig deutlich unterlegen, wagte der schwedische General Rehnskiöld den Angriff auf die Sachsen und eroberte gleich zu Beginn der Schlacht deren komplette Artillerie. Daraufhin brach die sächsische Front fast vollständig zusammen. Viele Soldaten, vor allem die Russen, wurden niedergemetzelt – wohl wegen der von ihnen begangenen Gräuel. Allein beim Kampf um das Vorwerk Neugrätz (Osiedle Nowe Ogrody, Ortsteil von Wschowa in Richtung Osowa Sień) fielen 80 von ihnen. Ein weiterer großer Teil der Sachsen wurde in Przyczyna Górna gefangen genommen. Unter den sächsischen Toten war auch der Infanterie-Major Ludwig Carl von der Osten, an welchen ein im Kreismuseum im Wschowa zu besichtigender Epitaph erinnert. Nur etwa 3.000 Mann, darunter der verwundete Schulenburg, konnten sich über die Oder zurückziehen. Viele Soldaten sind auch desertiert und einige der Deserteure wurden am 27. April (1706) hingerichtet.
Die blutige Bilanz des kurzen Kampfes bestand aus 6.000 Toten auf sächsischer und einigen Hundert auf schwedischer Seite. Hinzu kamen Verwundete, Gefangene und hohe materielle Verluste. Infolge der Niederlage bei Fraustadt, des Einmarschs Karls XII. in Sachsen und des Friedens von Altranstädt Ende 1706 wurde August der Starke für 3 Jahre zum Verzicht auf den polnischen Thron gezwungen – ein Etappensieg für den von Karl XII. unterstützten Gegenkönig Stanisław Leszczyński.
Die Wettiner in Fraustadt
Während der 1697 in Polen beginnenden Herrschaft des Hauses Wettin erlangte Wschowa außerordentliche Bedeutung. August der Starke hatte sich nicht nur der Schweden, sondern auch mächtiger Gegner im polnischen Adel, der Szlachta, zu erwehren. Er war gezwungen, kriegsbedingt die Hauptstadt Warschau mehrmals zu verlassen und baute, um seiner Residenzpflicht in Polen nachkommen zu können, eine grenznahe polnische Stadt als zweite Hauptstadt aus: Fraustadt. Später kam mit gleicher Funktion auch noch Kargowa (Karge/ Unruhstadt) hinzu. Die Lage auf ca. 1/3 der Wegstrecke zwischen Dresden und Warschau sollte es ermöglichen, bei Bedarf schnell zwischen Sachsen und Polen wechseln zu können. Aufenthalte Augusts des Starken sind für 1699, 1717, zweimal 1719, aus Berlin kommend 1728, 1730 und auf der Durchreise von Warschau nach Dresden 1732 belegt. Sie dienten der königlichen Präsenz zu Sitzungen des Sejms und dem Empfang ausländischer Delegationen.
August der Starke nahm auch Einfluss auf die Stadtpolitik. Er ließ das Rathaus als Austragungsort der Reichstage sowie drei Bürgerhäuser auf der Westseite des Marktes umbauen und durch Gänge verbinden, die bis zu einer heute zugemauerten Pforte der Pfarrkirche führten. Er verfügte, dass im Rahmen einer neuen Ratswahlordnung 1723 zwei Vertreter der Minderheit der Katholiken in den Stadtrat aufgenommen wurden. Zudem bestätigte er durch königliche Schenkungsbriefe die Übertragung der ehemaligen Schule an die Jesuiten. Auch August III. hielt sich einige Male in Fraustadt auf. Belegt sind Sitzungen des Sejms in den Jahren 1737, 1738, 1746 und 1752. 1755 erstreckte sich der Aufenthalt August III. sogar über ganze zwei Wochen. Dabei gab es u. a. einen Empfang des türkischen Gesandten Ali Pascha. Wie schon der Vater, mischte auch der Sohn in innerstädtischen Angelegenheiten mit, wie z. B. im Streit um die geplante Absetzung des Bürgermeisters im Jahre 1749.
Fraustadt wird preußisch
Mit der zweiten Teilung Polens 1791 kam Wschowa zu Preußen. Nachdem Preußen (verbündet mit Sachsen) 1806 von der französischen Armee bei Jena und Auerstädt vernichtend geschlagen worden war, kam Wschowa im Ergebnis des Tilsiter Friedens 1807 zum neu gebildeten Herzogtum Warschau. Dessen Regent war wiederum ein Wettiner: Friedrich August I., genannt der Gerechte. Auch er hatte sich einige Male in der Stadt aufgehalten und, wie auch später der Preußenkönig 1794, Quartier beim wohlhabenden Weinhändler Großmann genommen. Dessen Haus befindet sich in der ul. Niepodległości 23.
1815 endete die geschichtliche Episode um das Herzogtum Warschau und Fraustadt kam zum Großherzogtum Posen, einer außerhalb der Grenzen des Deutschen Bundes gelegenen preußischen Provinz. In der Garnison der Stadt diente von 1884 bis 1885 der spätere Reichspräsident Paul von Hindenburg. 1945 wurde Wschowa wieder polnisch und trägt seit 2001 den Status einer Kreisstadt.
- Rathaus (Ratusz) aus dem 16. Jahrhundert, 1860 eklektizistisch umgebaut
- Museum des Fraustädter Landes (Muzeum Ziemi Wschowskiej), untergebracht in drei barocken Gebäuden am Schlossplatz 3 – 7, eines davon das ehemalige Wohnhaus des Reformers Valerius Herberger („kleiner Luther“)
- Lapidarium, Evangelischer Friedhof (Staromejski cmentarz evangelicki) von 1609 mit einer Vielzahl erhaltener Grabmäler, darunter das des sächs.-poln. Leibarztes, Johann Friedrich Knolle und Valerius Herbergers
- Pfarrkirche des hl. Stanislaus (Kościół Farny), gotisch, zwischen 1720 und 1726 von Pompeo Ferrari barock umgebaut
- Jesuitenkolleg (Kolegium jezuickie), ehemalige Schule, Barockgebäude mit gotischen Elementen
- Ehemalige evangelische Kirche Kripplein Christi von 1604, nach einem Brand 1647 wieder errichtet
- Kirche und Franziskanerkloster (Kościół i klasztor Franciskanów), 1638–1646 erbaut, mit reicher Barockausstattung)
- Königliches Schloss (Zamek Królewski) aus dem 17. Jh., Herberge und Restaurant
- Stadtmauern aus dem 15. und 16. Jahrhundert
Schlosshotel Osowa Sień
www.palacosowasien.pl
Königliches Schloss
www.zamekkrolewski.wschowa.net.pl
Hotel Ośrodka Sportu i Rekreacji we Wschowie
ul. Sportowa 5
Sylwester Kosiński
Siedlnica 167, 67-400 Wschowa
Zajazd „Hubertus” w Dębowej Łęce
Dębowa Łęka 49 a
Links: www.wschowa.pl
Geheimtipp: