Burgwall zwischen Łęczyca und Tum

Sumpfgebiet der Bzura-Aue mit frühmittelalterlichem Burgwall im Hintergrund, von Tum aus gesehen

Die Region von Łęczyca war bereits im 6. Jh. besiedelt. Zwischen der Stadt und dem Dorf Tum zeugt der „Schwedenschanze“ genannte Ringwall von einem ehemaligen Machtzentrum des heidnischen Stammes der Polanen. Als später der polnische Staat gegründet war und die Piasten Mieszko I. und Bołesław I. der Tapfere das Land regierten, befand sich in Łęczyca eine der sieben Kastellaneien. Vom 11. bis zum 14. Jh. sind Burganlagen belegt. In den Jahren 1141 bis 1161 entstand die romanische Kollegiatskirche. Bereits im 10. Jh. war eine Benediktiner-Abtei gegründet worden. Später entstand auch ein Dominikanerkloster.

Łęczyca wird „Sommerhauptstadt“ Polens

Im 13. Jahrhundert wuchs die Bedeutung von Łęczyca weiter. Die Stadt erhielt 1267 ihre Stadtrechte und wurde Hauptstadt eines großen Fürstentums, welches aber 1263 in zwei Kleinstaaten, die Fürstentümer Łęczyca und Sieradz, zerfiel. Kasimir III. der Große, letzter König aus der Dynastie der Piasten, ließ die später zum Schloss ausgebaute Burg von Łęczyca und die Stadtmauern errichten. König Władysław II. Jagiełło machte Łęczyca zum Tagungsort des Sejm.

Während des 2. Nordischen Krieges, der „Schwedischen Sintflut“, brannten die Truppen des schwedischen Königs Karl X. Gustav die Stadt nieder. Auch das 18. Jh. begann für die Stadt, wie der Chronist berichtet, mit wenig erfreulichen Ereignissen:

Königsschloss in Łęczyca

Königsschloss in Łęczyca

August der Starke und Łęczyca

Das Heer des schwedischen Königs Karl XII. fiel in Polen ein. Ziel war es, anstatt des verhassten Sachsen, August II., Stanisław Leszczyński als König zu installieren. Nach der Schlacht bei Kliszów hatte Karl ohne jeglichen Widerstand Kraków eingenommen und Rache an den Unterstützern von August genommen, indem er deren Hab und Gut verwüstete.  Am 18. April 1704  wurde die Entthronung verkündet, am 22. Juni Leszczyński zum König gewählt. Nachdem der schwedische König Richtung Lemberg aufgebrochen war, marschierte August mit russischer Unterstützung in Warschau ein. Ein Teil des russischen Heeres wurde nach Großpolen abkommandiert, um sich den Truppen General Schulenburgs anzuschließen, der gerade frische Kräfte aus Sachsen heranführte. Als Karl davon Kenntnis erhielt, kehrte er zurück, nahm Warschau ein und erschien unerwartet bei Łęczyca. Ein mörderischer Kampf entflammte, Łęczyca fiel. General Schulenburg setzte bei seinem Rückzug die Stadt in Brand. Karl XII. folgte ihm in Richtung Kalisz bis Poniec, wo er die Sachsen in der Schlacht am 7. November schlug und weiter zurück drängen konnte.

Über die Kastellanin von Łęczyca, Towiańska, genannt „Madame de cardinale“, heißt es, dass sie erheblichen Einfluss auf den Erzbischof von Gnesen, Michał Stefan Radziejowski, hatte. Dieser war anfänglicher Unterstützer von Augusts Kontrahenten um die polnische Krone, Prinz Conti. Er und die Towiańska wurden später von August bestochen und nahmen fortan dessen Partei. Über August den Starken ist im Zusammenhang mit Łęczyca ferner bekannt, dass er 1726 dem Dominikanerkloster Privilegien zuerkannte bzw. bestätigte.

Rathaus in Łęczyca

Ehemaliges Rathaus in Łęczyca, heute Standesamt und Touristeninformation

Preußischer Festungsausbau

Infolge der zweiten polnischen Teilung kam Łęczyca 1793 an das Königreich Preußen und wurde zur Festung ausgebaut. Zu Beginn des Napoleonischen Krieges wurden die Befestigungsanlagen weiter verstärkt. Nach Beginn des von Jan Henryk Dąbrowski organisierten Großpolnischen Aufstands zog die preußische Garnison am 7. November 1806 kampflos ab und Łęczyca fiel 1807 an das Herzogtum Warschau.

Deutsche Besatzungszeit

Die Stadt blieb im 19. Jh. ein unterentwickeltes Landstädtchen.  So wurden die Sümpfe in der Umgebung erst um 1900 trockengelegt. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges war Łęczyca und der die Stadt umgebende Landstrich Schauplatz der „Schlacht an der Bzura“. Die jüdische Bevölkerung (etwa 1/3 der Einwohner) wurde völlig ausgelöscht.

Aufbruch in eine bessere Zukunft

Nach Ende der mit einer massiven Umweltverschmutzung und schlechten Lebensbedingungen verbundenen sozialistischen Ära hat für die 15.000 Einwohner nunmehr wohl eine bessere Zeit begonnen. Łęczyca präsentiert sich als regionales Zentrum mit einem freundlichen Antlitz.

  • Schloss (Zamek), gotisch (14.–16. Jh.), beherbergt heute Museum mit Sammlungen zur Stadtgeschichte,
    Romanische Kirche in Tum

    Romanische Kirche in Tum

    archäologischen und volkskundlichen Exponaten

  • Kollegiatskirche in Tum (Archikolegiata NMP i św. Aleksego w Tumie), 1141-61, dreischiffige Pfeilerbasilika mit Einflüssen der niedersächsisch-ottonischen Architektur, Darstellung der Muttergottes mit dem Jesuskind (1160), Relief des Christus Pantokrator, Grabplatte und Fresken (12. Jh.)
  • Bernhardiner-Kirche und –Kloster (Kościół bernardynów/ Niepokalanego Poczęcia Najświętszej Maryi Panny), Barock (1630)
  • Stadtpfarrkirche zum Heiligen Apostel Andreas (Parafia św. Andrzeja Apostoła), gotisch und barock, gegründet 1432 mit wertvollen Gemälden, Skulpturen und Epitaphen

    Museum im Königsschloss

    Museum im Königsschloss

  • Ehemalige Dominikaner-Kirche mit Kloster (dawny klasztor dominikański), gotisch, 13. Jh., seit 1806 Gefängnis
  • Rathaus (Ratusz), klassizistisch (1788-90)
  • Evangelischer Friedhof (gegr. um 1825) mit deutschen Soldatengräbern aus dem Ersten Weltkrieg sowie Gräbern deutscher Siedler
  • Katholischer Friedhof mit Gräbern von deutschen und russischen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg sowie von polnischen Soldaten aus dem Jahr 1939

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Tourismusinformation:

Pl. Tadeusza Kościuszki 24, 99-100 Łęczyca, (im Gebäude mitten auf dem zentralen Platz, einst Rathaus, heute zudem auch Standesamt)

Telefon: 0048 24 721 89 65

Internet: pit.leczyca.info.pl

E-Mail: leczyca@iturysta.pl