Im Jahre 1738 beschrieb Adam Friedrich Zürner die zuvor im Auftrag Augusts des Starken von ihm entwickelte und vermessene Reiseroute zwischen der sächsischen und polnischen Hauptstadt unter dem Titel „Kurze Anleitung zur gewöhnlichen Reise von Dreßden nach Warschau“. Für einige Jahrzehnte verbanden dann Sachsen und Polen neben den alten Handelsstraßen wie der Hohen (Via Regia) und Niederen Straße auch neu erschlossene Verkehrswege, die nach Ende der sächsischen Regentschaft in Polen teilweise wieder in Vergessenheit gerieten.
Dieses Internetportal erinnert an die zu Zeiten August des Starken häufig genutzte nördliche Postroute zwischen Dresden und Warschau. Auf ca. 50 Seiten, jeweils in deutsch und polnisch, wird eine 716 km lange Strecke beschrieben und die historischen Zusammenhänge zu Sachsen-Polen erläutert. Einige der Streckenabschnitte entsprechen noch in etwa der barocken Trassenführung.
Dort, wo die historische Streckenführung nicht näher rekonstruierbar war, wurden (insbesondere für Fahrradfahrer) attraktive kleinere Straßen unter Berücksichtigung von touristisch interessanten Örtlichkeiten ausgewählt. Die Etappenorte orientieren sich an denen Zürners, liegen aber sehr unterschiedlich weit auseinander: Die kürzeste Etappe verläuft über 17, die längste über 69 km.
Die Besonderheit der beschriebenen geschichtlichen Exkurse zu den einzelnen Etappenorten und den Etappen selbst, ist dabei die (dort wo dies möglich war) erfolgte Verortung sächsisch-polnischer Geschichte mit den entlang der Strecke befindlichen Städten, Schlössern, Gutshäusern, Landschaften und Schlachtfeldern. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Barockzeit mit ihren sächsischen Spuren in Polen bzw. polnischen Bezügen in Sachsen.
Zwar nimmt die Zahl sächsischer Spuren naturgemäß nach Passieren der alten Grenzlinien nach Osten hin ab, erreicht aber dann in der damaligen wie heutigen Hauptstadt Warschau nochmals einen Höhepunkt. Umgekehrt findet man auch in Dresden eine Vielzahl von Orten und Erzählenswertem über den Aufenthalt prominenter Polen in der sächsischen Hauptstadt.
Den Stadt- und Wegbeschreibungen liegen umfangreiche Recherchen im Internet, Informationsmaterial der Städte entlang der Strecke und eine Vielzahl deutscher und polnischer Literatur zu Grunde. Nicht zuletzt spielten natürlich eigene Reiseeindrücke der Autoren und die dabei entstandenen persönlichen Kontakte zu lokalen Akteuren eine große Rolle.
Der Beitritt Polens zur Europäischen Union hat nicht nur zu einem allgemeinen gesellschaftlichen Aufschwung geführt, der sich z. B. in sanierten Innenstädten und historischen Stätten zeigt, sondern mittlerweile vielerorts einen entspannteren Umgang mit der oft durch deutsche Einflüsse geprägten Geschichte der eigenen Stadt oder Region bewirkt.
So finden wir entlang der alten Postroute Städte wie Żary (Sorau) oder Wschowa (Fraustadt), die sich umfänglich der Erforschung der Regionalgeschichte zu Zeiten der wettinischen Herrschaft gewidmet haben und dies bereits auch in ihrem Tourismusmarketing berücksichtigen.
Diese Webseite soll es vor allem Polen und Deutschen erleichtern, sich auf historischen Pfaden beim jeweiligen Nachbarn umzusehen und dabei Gemeinsamkeiten der Geschichte beider Länder zu entdecken. Und dies ganz im Sinne August des Starken, dessen Herrschaftsambitionen zwar im Kampf mit mächtigen Gegnern zerplatzten, der aber schon zu barocker Zeit die Vision hatte, Sachsen und Polen enger aneinander zu binden und dabei bis heute sichtbare Spuren hinterließ.